Nicht jedes koreanische Gericht, welches ich gern esse, habe ich bereits in frühester Kindheit kennengelernt. Das liegt zum einen daran, dass meine Mutter und meine Oma sicherlich nicht ALLE koreanischen Gerichte kannten oder zumindest nicht kochen konnten. Zum anderen aber auch bestimmt daran, dass im Deutschland der 70-er und 80er Jahre die Auswahl an koreanischen Lebensmitteln und Zutaten doch eher überschaubar war. (Foto: MissSeoulFood)
Daher musste ich teilweise Jahrzehnte (!) warten, bis mir ganz wunderbare koreanische Rezepte über den Weg liefen. Häufig sogar rein zufällig…
Seidentofu
So habe ich Sun Dubu, also den weichen, zarten Seidentofu erst kennengelernt, als ich ein Jahr lang in Seoul die koreanische Sprache studierte. Das war Mitte der 90er Jahre und in der kleinen Kantine meines Spracheninstituts herrschte jeden Mittag ein riesiger Andrang. Eines der schönsten und beliebtesten Gerichte war ein Kimchi-Eintopf mit zartem, weichem Seidentofu und einem aufgeschlagenen Ei, das noch in der heißen Suppe pochierte, während sie in einem glühend heißen Steintopf serviert wurde. Also, dass man so etwas Cooles aus einem schnöden Kimchi-Eintopf machen konnte, habe ich bis dahin nicht gewusst…
Auch Andong Jjimdak habe ich erst recht spät kennengelernt. Genauer gesagt erst vor wenigen Jahren. Der deutsche Ehemann einer koreanischen Bekannten schwärmte mir von einem Hühnenschmortopf vor, den er erst vor kurzem von seiner Schwiegermutter serviert bekommen hatte. Ja, so weit ist es schon gekommen. Ich lasse mich von deutschen Menschen über die Besonderheiten der koreanischen Küche aufklären… (Andererseits musste ich auch schon mal einem Deutschen erklären, was ‚Möppkenbrot‘ ist. Gleicht sich also am Ende alles aus…)
Facts about Andong Jjimdak
Da mir Andong Jjimdak also unbekannt war, musste ich erstmal recherchieren, was das eigentlich ist. Dabei habe ich folgende Erkenntnisse gewonnen:
1. Das Gericht ist besonders beliebt bei Studenten und Arbeitern, da das Preis-Leistungs-Verhältnis einfach unschlagbar ist. (Erinnert mich an den Gyrosteller beim Griechen in meiner Bochumer Nachbarschaft. Für zehn Euro können drei Erwachsene davon satt werden. Und das sogar für mehrere Tage. Den Ouzo gibt es als Gruß aus der Küche obendrauf.)
2. Bezüglich der Herkunft des Gerichts gibt es mehrere Versionen: Man munkelt, dass die Oberschicht in Andong während der Joseon-Dynastie (1392-1910) dieses Gericht erfunden hat. Warum diese reichen, feinen Leute unbedingt so riesige Portionen zu so niedrigen Preisen kreieren mussten, erschließt sich mir aber nicht wirklich. Ist daher wahrscheinlich totaler Humbug. Dann spekuliert man, dass die Garküchen-Köche der „Hühnergasse“ (man neigt in Korea zur Agglomeration) dieses Rezept erfunden haben. Kann schon sein, man darf Garküchen und kleine Gastrounternehmen niemals unterschätzen… Und schließlich gibt es die Variante, dass eben diese cleveren Inhaber der Hühner-Street Food Stände Andong Jjimdak kreierten, um sich gegen die vielen westlichen Fried Chicken Fast Food-Läden zu behaupten. Ja, das kann ich mir noch am besten vorstellen! Erst westliches Zeug imitieren was das Zeug hält (Autos, Elektro, Smartphone), dann so gut werden, dass man das Original vollkommen vom Markt verdrängt.
Nichtsdestotrotz musste ich den deutschen Mann meiner Bekannten erstmal fragen, wie man Andong Jjimdak überhaupt kocht. Aus seiner – zugegeben nicht ganz vollständigen – Antwort und meinem Vorwissen bezüglich der koreanischen Küche habe ich mir folgendes Rezept zusammengereimt.
Mein Rezept für Andong Jjimdak (Schmorhuhntopf nach Andong Art): 4 Portionen
Zutaten:
1 Kilogramm Hühnerfleisch, ich nehme am liebsten ein paar Unterkeulen. Ohne Rückenstück.
100 Gramm Glasnudeln (bezahlte Werbung)*, 20 Minuten in warmem Wasser eingeweicht
400 Gramm Kartoffeln, in dicken Scheiben geschnitten
100 Gramm Möhre, in dicken Scheiben geschnitten
100 Gramm Zwiebel, geviertelt
200 Gramm frischer Spinat, gewaschen und abgetropft
1 rote, frische Chilischote, in feine Ringe geschnitten
Öl zum Braten
1 TL koreanisches, dunkles Sesamöl (bezahlte Werbung)*
1 EL Sesam (bezahlte Werbung)*
Salz, Pfeffer
Zutaten für die Würzsauce:
20 Gramm Ingwer, fein gehackt
2 Knoblauchzehen, fein gehackt
100 ml Sojasauce (bezahlte Werbung)*
2 EL Fischsauce
4 EL Zucker
2 EL koreanischer Reisschnaps Soju
Zubereitung:
Hühnerfleisch in ca. 500 ml Wasser aufkochen, 10 Minuten köcheln lassen, Fleisch herausnehmen und abtropfen lassen.
Die Zutaten für die Würzsauce glattrühren.
Die Chilischote in heißem Öl in der Pfanne anbraten, Fleisch und Würzsauce dazugeben. Unter Rühren rund 20 Minuten anbraten.
Ca. 200 ml Hühnerbrühe angießen, 5 Minuten köcheln lassen.
Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln dazugeben, nochmals etwa 10 Minuten lang köcheln lassen. Wenn das Gericht zu trocken wird, etwas Brühe angießen.
Die abgetropften Glasnudeln für fünf Minuten dazugeben, zum Schluss den Spinat über das Gericht geben. Er soll in sich zusammenfallen, aber nicht zu stark garen.
Mit Sesamöl, Salz und Pfeffer abschmecken, mit Sesam bestreut servieren.
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